Wünsche respektvoll abschlagen (#005)
Letzte Woche habe ich im Supermarkt wieder einmal den Klassiker erlebt. Der etwa 2-jährige Junge kriegt an der Kasse den leckeren Schoko-Stängel nicht. Jetzt tobt er und schreit laut herum. Was passiert genau, wenn Mensch nicht kriegt was er will? Die Mitarbeitende den gewünschten Urlaub, der Manager die Lohnerhöhung, die Tochter das brandneue Mobiltelefon, der Schüler das Spiel in der Turnhalle oder der Ehemann die Zärtlichkeiten seiner Frau?
Der beziehungsförderliche Umgang mit abgelehnten Wünschen hat drei Komponenten:
- Wünsche sind ok. Jeder Mensch darf wünschen was er will. Es gibt keine richtigen oder falschen Wünsche und es ist übergriffig, Wünsche von anderen zu bewerten oder sogar abzuwerten.
- Wünsche müssen nicht erfüllt werden. Ein NEIN ist auch ok. Hilfreich dabei ist es, wenn das Nein nicht willkürlich ist, sondern den Werten der jeweiligen Person entspricht oder aufgrund von transparenten Kriterien zustande kommt.
- Die Reaktion gehört dazu und ist ok. Führungspersonen und Eltern können lernen, entsprechende Reaktionen umzudeuten und nicht persönlich zu nehmen. Wenn die Tochter «Ich hasse dich» sagt, ist das ihre Reaktion mit dem abgelehnten Wunsch und ihrer Wut umzugehen. Das schadet der Mutter-Tochter-Beziehung nicht. Kann man dem Gegenüber sogar Verständnis im Sinne von «Gefühle sind ok» entgegenbringen, wird schneller wieder Ruhe einkehren.
Dem Vater an der Supermarktkasse musste ich innerlich ein Kränzchen winden. Er blieb bei seinem Nein trotz des Wutausbruches. Seelenruhig hat er seinem Sohn das Erleben dieser nicht einfachen Gefühle ermöglicht. Auch von den unverständlichen Blicken gewisser Kundinnen und Kunden hat er sich nicht aus der Ruhe bringen lassen.