ZRM-Häppchen Tag

Verstand und Körper kommunizieren über Bilder (#005)

Bilder sind eine Brücke zwischen Verstand und Unbewusstem. Das heutige Selbstmanagement-Häppchen fokussiert darauf.

«An jedem Wort hängt ein Bild und an jedem Bild hängt ein Gefühl.» (Wilma Bucci)

Wie wir uns das zu Nutze machen können, sei hier an 4 Beispielen dargestellt:

1- Für einen erfolgreichen Übergang vom «Abwägen zum Wollen» werden im ZRM der Verstand und das Unbewusste über Bilder in Einklang gebracht. Bilder dolmetschen sozusagen was unser Unbewusstes zu einer Sache meint. Das können passende äussere Bilder oder auch innere Vorstellungen sein (siehe auch Häppchen #001).

2 – Dies ist auch im Umgang mit sogenannten SMART-Zielen zu beachten. Weil SMART-Ziele aus dem Verstand kommen, wirken sie motivational oft zu schwach. Der Umweg über bildhafte Motto-Ziele ist fürs Selbstmanagement erfolgsversprechender. Statt «Ich grenze mich besser ab» bildhaft formulieren. Zum Beispiel «Ich bin ich, gehe kraftvoll durchs Leben und schütze meine Bärenenenergie» oder «Dein Bier – Mein Hugo». Wobei zu beachten ist, dass jeder Mensch sein individuelles stimmiges (Wort-)Bild benötigt. Was bei mir positiv anklingt, kann bei einer anderen Person negative Affekte auslösen (siehe auch Häppchen #002).

3 – In meiner Beratungspraxis benutze ich oft Bildsprache, um einen Sachverhalt auszudrücken. Hier drei Beispiele:

– «Reibungswärme ist gesünder als Friedhöflichkeit». Da wissen alle sofort, was gemeint ist. Man muss keinen Vortrag halten, warum es mehr Aushandlungsprozesse und Feedback braucht.

– Die Problematiken bei einer Fusion von zwei Abteilungen werden schnell verständlich, «wenn Räuber Hotzenplotz und Schneewittchen zusammenziehen sollen».

– Eine Kundin hat eine Arbeit angenommen, mit deren Praxis sie später Zugang zu einem Lieblingsarbeitsfeld bekommen kann. Im Moment kämpft sie mit ihrer Motivation, da viele ihrer Werte «korrumpiert» werden. Ihr hat das Bild geholfen, dass sie sich im Moment auf «einer strengen Forschungsreise befindet, wo sie für später viele wichtige Entdeckungen machen kann».

4 – Wenn wir uns darin üben, Themen aus der bewussten Verstandessprache in die Bildsprache des Unbewussten zu übersetzen und umgekehrt ist das nicht nur fürs Selbstmanagement und das Coaching nützlich, sondern auch individuell wertvoll. Denn Menschen mit dieser so genannten «referenzieller Kompetenz» verfügen auch über eine bessere psychische Gesundheit. (siehe auch Storch et al. (2022): «Selbstmanagement – ressourcenorientiert», S. 158.

Lust auf ein ZRM-Seminar: https://www.urseisenbart.ch/angebot-zrm/

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Hinter Ärger und genervt sein liegt Schatten. Daraus kann man neue Ressourcen und Energie gewinnen.

Luis Rubiales nervt – Was kann man daraus für sich lernen? (#004)

Hinter Ärger und genervt sein liegt Schatten. Daraus kann man neue Ressourcen und Energie gewinnen.Bei der Siegerehrung der Fussball-Weltmeisterschaft der Frauen hat der spanische Verbandspräsident einzelne Spielerinnen auf den Mund geküsst und sie auf den Schultern über den Rasen getragen, was viel Kritik und Rücktrittsforderungen auslöste. (Quelle: St. Galler Tagblatt vom 30. August 2023 «Kritiker nennt er „Idioten“»). Mittlerweile hat sich die Geschichte ausgeweitet, soll aber hier nicht weiter thematisiert werden.
Dass das Verhalten des Verbandspräsidenten höchst unangemessen war, ist klar. Da geht es um übergriffiges Verhalten und Integritätsverletzung. Hoffentlich trägt diese Sache dazu bei, dass weltweit noch besser hingeschaut und früher reagiert wird. Hut ab, dass die betroffenen Spielerinnen und die Öffentlichkeit so stark reagiert und nicht nachgelassen haben.

Bei den folgenden Überlegungen geht es nicht um Luis Robiales als Einzelperson. Und auch nicht darum, sein Verhalten zu verharmlosen. Vielmehr will ich in diesem ZRM-Häppchen aufzeigen, was sogenannte Schattenthemen sind und was wir dabei für uns lernen können.

Die Frage dahinter ist, wie stark Sie selber davon emotional betroffen waren. Je stärker sie bei dieser Geschichte in ihre Gefühle kamen, desto mehr deutet das darauf hin, dass Sie mit diesem Verhalten in Resonanz stehen, dahinter ein Entwicklungs- oder Schattenthema steht. «Schatten» sind Eigenschaften von uns, welche während unserer Sozialisation von unserem Umfeld nicht anerkannt wurden und somit verdrängt werden mussten. Sie sind uns nicht mehr bewusst, doch weiterhin aktiv. Wenn wir diese Schatteneigenschaften wieder ans Tageslicht bringen, sie «kultivieren» und zu uns nehmen, steht uns eine Ressource zu Verfügung, zu welcher wir bis anhin keinen Zugang hatten. Das setzt Lebensenergie frei und macht uns „ganzer“.

Unsere Schattenthemen zeigen sich in Eigenschaften und Verhaltensweisen unserer Mitmenschen, welche uns stark ärgern und nerven.
Aus den Zeitungsberichten konnte man herauslesen, welche Verhaltensweisen Luis Rubiales denn so an den Tag legte:

  • Egozentrisch auf die Welt schauen
  • Die Perspektiven und Grenzen des Gegenübers ignorieren
  • Kritiker als Idioten darstellen
  • Eine klare Vorstellung haben, was richtig oder falsch ist
  • Andere Menschen benutzen, um ihre Ziele zu erreichen
  • Sich durchsetzen können

In der Schattenarbeit geht es darum, eigene Schattenthemen zu erkennen und diese individuelll als Ressource zu nutzen. Und zwar auf jene Art und Weise und in jener Dosierung, hinter der man dann selber stehen kann. Vielleicht steckt hinter „unserem“ Ärger über Luis Rubiales der Aufruf, mehr für sich selbst einzustehen und eigene Grenzen einzufordern. Oder sich bei Gegenwind nicht vom eigenen Weg abbringen zu lassen. Den Mut, sich nicht immer diplomatisch zu verhalten …

Dies wäre zusätzlich zum durchaus berechtigten Shitstorm auch die Chance, eigene Kompetenzen zu erweitern. Selbstreflexion und Selbstmanagement eben.
Dazu gibt es in meinem Blog «respekt-los» noch eine weitere spannende Betrachtung: Wir alle sind mitbeteiligt, warum an vielen wichtigen Führungspositionen die falschen Personen sitzen.

Lust, das konkret in einem Schattenseminar auszuprobieren?

Buchtipp: Kast, Verena:
Der Schatten in uns. Die subversive Lebenskraft, Patmos­Verlag, Ostfildern, 2016

Luis Rubiales ist auch in meinem Blog ein Thema.

 

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Wir alle sind Marlen Reusser II – Gute Entscheide brauchen Selbstregulation (#003)

Die Schweizer Radrennfahrerin Marlen Reusser hat mitten in einem wichtigen Rennen ohne ersichtlichen Grund aufgegeben. Am 10. August 2023 startete sie an der Rad-Weltmeisterschaft in Schottland als Favoritin im Einzelzeitfahren. «Doch nach etwas mehr als der Rennhälfte sitzt die Schweizerin nicht mehr auf dem Sattel, sondern mit aufgerissenem Trikot und weinend im Gras am Strassenrand.» In einer aufschlussreichen Stellungnahme hat sie zusammengefasst berichtet, dass sie das Sportlerinnenleben mit viel Leidenschaft betrieben, dieses jedoch in den letzten Monaten stark am Energiehaushalt gezerrt hat. Wegen einer intensiven und erfolgreichen Saison blieb kaum Zeit und Raum, sich mit anderen Dingen zu beschäftigen. Sie habe zwar gespürt, dass sie eine Pause brauchte, dies aber aus Rücksicht auf all die involvierten Menschen (Fans, Verband, Sponsoren …) und ihre Position («Mein Leben ist ein Privileg») nicht gemacht. Spannend ist, wie sie den Moment der Aufgabe beschrieben hat: «In diesem Zeitfahren habe ich erkannt, dass ich überhaupt nicht bereit bin, das nicht will. Ich habe das für andere Leute getan. Es wäre dann der Teil gekommen, in dem ich hätte aufdrehen müssen, und ich hatte überhaupt keinen Bock darauf. Und danach habe ich angehalten.» (Quelle: St. Galler Tagblatt vom 12. August 2023)

Das heutige ZRM-Häppchen stellt eine mögliche Erklärung für das Geschehene dar und was jede und jeder von uns daraus lernen kann. Dies ist keineswegs als Diagnose, sondern ganz im Sinne der ZRM-Coaching-Haltung als Idee zu verstehen. Auf jeden Fall habe ich grossen Respekt vor Frau Reusser, ihrem Entscheid und freue mich, dass sie «die Vorgänge in ihrem Inneren» der Öffentlichkeit zu Verfügung gestellt hat. Denn wir alle sind Marlen Reusser!*

Was der Radrennfahrerin zufällig und unerwartet passiert ist, können wir bewusst für unser Leben und unser Selbstmanagement anwenden, um langfristig gesund und glücklich zu leben. Dafür ist es wichtig zu beachten, dass wir Menschen im Gehirn zwei Bewertungs- und Entscheidungssysteme haben: Mit dem Verstand können Aufgaben geplant, Abläufe berechnet, Argumente abgewogen und vieles mehr gemacht werden. Die Verarbeitung ist bewusst und läuft über Sprache.  Das zweite System ist das Unbewusste. Es erledigt seine Aufgaben im Verborgenen, es ist extrem schnell und dem Besitzer unbewusst. Die Bewertungen zeigen sich in sogenannten somatischen Markern, das sind diffuse Gefühle und/oder Körperempfindungen.

Damit wir längerfristig gesund bleiben und «stimmig» leben können, sollten die meisten Entscheide in Selbstregulation stattfinden.

Selbstregulation: Verstand und Unbewusstes werden synchronisiert: Bei wichtigen Lebensentscheiden (z.B. Karriere, Stellenwahl, Beziehungen, Hauskauf, …) müssen unbedingt Verstand und Unbewusstes zusammen Ja sagen. Das heisst, dass die beiden Systeme «zusammenspielen» und ein Entscheid sich stimmig anfühlt.

Selbstkontrolle: Der Verstand dominiert über das Unbewusste: Menschen haben die Fähigkeit, mit ihrem Verstand Gefühle und andere Signale des Unbewussten zu unterdrücken. Das ist wichtig, um sich auf etwas fokussieren zu können und um Ziele zu erreichen. Für die Prüfung zu lernen, statt baden zu gehen. Die Frucht zu wählen statt den Kuchen, um den Zuckerkonsum zu regulieren. Im ZRM gilt die Faustregel, das maximal 1/3 des Lebens unter Selbstkontrolle stehen soll.

Impulsivität: Das Unbewusste dominiert den Verstand: Was bei kleinen Kindern noch normal ist, ist bei Erwachsenen in vielen Fällen eine kleine «Behinderung». Wir geben längerfristige Ziele für kurzfristige Lustbefriedigung auf.

Zurück zur Situation von Marlen Reusser. Sie ist sich von jeher gewohnt (jetzt im Radsport wie auch früher für ihr Arztstudium), an grossen Zielen dranzubleiben. Das bedeutet, dass sie gewohnt ist, einen Teil ihrer Bedürfnisse für das angepeilte Ziel zu unterdrücken. Je stärker unsere Selbstkontrolle entwickelt ist, desto schwieriger ist es, die Botschaften des Unbewussten zu spüren, bzw. auch das Handeln darauf auszurichten. Marlen Reusser hat im Vorfeld gespürt, was richtig gewesen wäre, hat aber nicht darauf gehört.*

«Womöglich würden ganz viele Leute mal eine Pause benötigen, und wir sollten mehr davon machen.»

Und jetzt wird’s spannend. Je weniger wir auf diese Signale hören, desto lauter werden sie. Oder sie erwischen genau den richtigen «Slot», um die Verstandes-Barriere zu überlisten. Im Zeitfahren ist man nicht mit anderen unterwegs, sondern allein auf sich gestellt. Und wie wir das selber von Radtouren kennen: Wenn wir alleine unterwegs sind, kommt das Gehirn in einen anderen Modus und es steigen Gedanken und Ideen aus dem Unbewussten auf. Bei Frau Reusser die Sinn-Frage: Für das Rennen vielleicht «katastrophal», für ihr weiteres Leben jedoch von «zentraler Bedeutung».

«Ich habe noch nicht genug vom Velofahren. Ich werde wieder Wettkämpfe bestreiten. … Aber ich muss mehr auf mich und meinen Körper hören.»

Für ihre weitere Karriere würde es für Frau Reusser Sinn machen, die bewussten und unbewussten Bedürfnisse zu synchronisieren. In einem ZRM®-Coaching würden wir dazu diese explorieren und im Anschluss daran ein passendes Motto-Ziel entwickeln. Damit sie ihre weitere Karriere zufrieden und auf ihre Art in Selbstregulation fortsetzen kann.***

Quelle: Meier et al: «Ressourcenorientiertes Einzelcoaching nach ZRM®»

Wir alle sind Marlen Reusser Teil I»- Zum Thema gibt es in meinem Blog «respekt-los» noch ein weiteres spannendes Erklärungsmodell. Im aktuellen Beitrag erkläre ich hier den existenziellen Konflikt nach Jesper Juul, der das Aufgeben im WM-Zeitfahren nochmals anders beleuchtet.

**Bei allen Menschen sind diese Signale im Körper messbar, etwa 10% der Menschen können sie aber nicht bewusst wahrnehmen. Falls Sie dazugehören, der Suchbegriff wäre «Alexithymie oder Gefühlsblindheit»

***Ein beispielhafter ZRM-Prozess findet sich hier.

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Smartziele sind nicht immer smart (#002)

Das heutige Häppchen aus dem Selbstmanagementtraining «Zürcher Ressourcen Modell ZRM®» fokussiert auf kluge Zielformulierungen.

Neujahrsvorsätze und ähnliche Vorhaben (SMART-Ziele) wie «Mehr Sport treiben» oder «5 kg abnehmen» sind darum bei persönlichen Themen zum Scheitern verurteilt, weil sie lediglich aus dem Kopf kommen. Soll echte Veränderung im Alltag passieren, müssen wir unbedingt den Körper mit unseren unbewussten Anteilen mit ins Boot holen. Oft sind das sich widersprechende Bedürfnisse und Motive. Klar möchte ich einen schlanken Körper, aber ich geniesse auch gerne und mache nichts lieber, als mit anderen Menschen zusammenzusitzen.

Der Weg zum smarten «Ergebnis» führt über sogenannte Motto-Ziele, die individuell für jede Person erarbeitet werden. Es geht darum, in einer bildhaften und erdigen Sprache jene Haltung auszudrücken, mit welcher man im Alltag situativ und motiviert im gewünschten Sinn handeln kann. Statt «5kg abzunehmen» kann das z.B. heissen: «Ich geniesse meinen leichten Körper». Stimmt das «Motto-Ziel», kommt man vom «Ich möchte» ins «Ich will». Haltungsziele erhöhen die Chance zur Umsetzung eines persönlichen Vorhabens (siehe Beitrag #001).

Ein beispielhafter ZRM-Prozess findet sich hier.

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Hätte, hätte, Fahrradkette (#001)

Gerne stelle ich Ihnen an dieser Stelle einige Häppchen aus dem Selbstmanagementtraining «Zürcher Ressourcen Modell ZRM®» vor, die auch im Alltag nützlich sein können. Heute geht es um verschiedene «motivationale» Welten.

Bei sich selbst und bei anderen Menschen kann man mit etwas Achtsamkeit gut feststellen, in welcher motivationalen Welt sie gerade leben. Redet die Kollegin von «Sie sollte einmal das Büro aufräumen» kann das durchaus in drei Jahren noch nicht gemacht sein. Die Welt des «Ich möchte-könnte-sollte» besteht aus Möglichkeiten und lebt vom Konjunktiv. «Hätte, hätte, Fahrradkette.» eben.

Ganz anders die Welt des «Ich will». Da ist die Motivation gross, das Büro will tatsächlich aufgeräumt sein. Oft reicht diese motivationale Energie dann auch aus, um ins Tun zu kommen. Aber eben nicht immer. Weil Menschen auch sich widersprechende Motive oder wenig nützliche Routinen haben, wird die «Ich will»-Energie oft korrumpiert.

Für beide Übergänge gibt es Unterstützungsmöglichkeiten. Hier muss man aber unterscheiden. Wer motivational noch im Konjunktiv ist, den bringen Umsetzungstipps nicht weiter. Hier braucht es Klärungsimpulse motivationaler Art. Das Zürcher Ressourcenmodell ist ein erprobter Selbstmanagementsablauf, um über beide Übergänge zu kommen.

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