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Respekt Tag

Autoritär oder Gleichwürdig? – Beobachtungen in der Pandemie (#009)

«Erwachsene sind lernfähig, aber nicht belehrbar»

Autoritäre oder im Gegensatz dazu gleichwürdige Führung kann man sehr gut am Modell der Ich-Zustände der Transaktionsanalyse beobachten und erklären. Dies ist zweierlei nützlich. Einerseits kann man seine Muster als Führungsperson erkennen. Andererseits kann man auch eigenes Verhalten als geführte Person benennen und nachvollziehen.

Aktuell kann man dies sehr gut am Thema «Impfen oder nicht» beobachten. Sie können sich dabei selber reflektieren in Aktion und Reaktion. Und mit Blick auf Freundeskreis, Arbeitswelt, Medien und Politik einen Blick auf die zwei unterschiedlichen Kommunikationsmuster werfen.

Autoritäre Kommunikation
Ein autoritäres oder «parentales» Gesprächsmuster entsteht dann, wenn Führungspersonen oder Mitmenschen sich ins Eltern-Ich begeben. Hier gibt es zwei Varianten: Argumente aus dem kritischen Eltern-ich tönen so, «Ihr solltet euch schämen, ihr gefährdet andere.» (Moralin-Finger), «Ich weiss, was richtig ist für dich, mach es endlich.» (Der weise Papa, der die Wahrheit für sich in Anspruch nimmt.). «Mach es endlich, sonst kommst du dran.» (Wenn du nicht gehorchst, dann (miss-)brauche ich meine Macht und zwinge dich dazu.) Das fürsorgliche Eltern-Ich kommt so rüber: «Ich will nur dein Bestes, darum …» «Ich weiss was für dich gut ist, deshalb …» Dies ist zwar gut gemeint, aber ebenfalls nicht auf Augenhöhe oder gleichwürdig.

Wenn Menschen aus dem Eltern-Ich sprechen, hat das üblicherweise zur Folge, dass das Gegenüber ins Kind-Ich fällt. Im angepassten Kind-Ich gehorcht man. Man macht, was Mama oder Papa sagen, ohne gross zu reflektieren. Man denkt nicht selber nach, sondern gibt die Eigenverantwortung ab. Andere gehen in die Verweigerung und fallen ins rebellische Kind-Ich. «Sicher nicht, du kannst mich mal, ich lasse mir nichts sagen.»

Eine dritte Variante ist das freie Kind-Ich. Hier würde ich einfach ohne Rücksicht auf andere Menschen oder die Rahmenbedingungen machen, was ich selber will. Ich verhalte mich egoistisch, ohne in Resonanz mit der Umgebung zu sein.

Im Kind-Ich passiert niemals echte Kooperation, sondern höchstens Schein-Kooperation. Die einen kooperieren aus Bequemlichkeit, weil sie die Eigenverantwortung abgeben. Dafür ist dann später Mama oder Papa Schuld. Die anderen kooperieren, weil sie Konsequenzen vermeiden wollen. Eine Einladung zum Schummeln, zum «So tun als ob», zum Rollen-Spiel. Führung aus dem Eltern-Ich hält Menschen in der Abhängigkeit und bringt sie niemals in die Eigenverantwortung.

Gleichwürdige Kommunikation
Erst wenn sich Menschen beim Führen und Erziehen im Erwachsenen-Ich verhalten, entsteht die Möglichkeit, dass echte Kooperation entsteht. Das bedingt, dass Botschaften mit echten und vorgelebten Werten übereinstimmen. Dass Transparenz da ist, Sachverhalte nicht verschleiert werden, wenn kein Sub-Text in den Botschaften enthalten ist. Wenn weder Moralin noch irgend sonst ein Manipulationsmittel (Angst machen, Belohnung oder Bestrafung, Beschuldigung oder Beschämung, Drohung von Ausschluss) im Spiel ist. Dann fangen Menschen an, sich zu einer Situation eigenverantwortlich zu verhalten. Erst dann würden sie echte Verantwortung übernehmen. Und so anstelle eine Fake-Selbstwertes durch Anpassung ihren echten Selbstwert stärken.

Wer die Macht hat, gestaltet die Führungskultur. Als Führungsperson erntet man immer die Verhaltensweisen, die man säht. Als Eltern, als Lehrerin oder Lehrer, als Führungsperson oder Bundesrat. Autoritäre Führungskulturen schaden dem Selbstwert und der Resilienz a l l e r Beteiligten.

(PS. Ein Kapitalfehler als Beobachterin oder Beobachter wäre es jetzt, irgendjemandem Schuld zuzuweisen. Das ist nicht die Idee hier. Wenn man von Schuld redet, fehlt aller meistens der eigene Anteil an (Mit-)Verantwortung. Weil unsere Gesellschaft noch tief im autoritären Sumpf steckt, braucht es die bewusste Auseinandersetzung mit dem Thema «Vom Gehorsam zur Verantwortung». Denn vor allem unter Stress schaffen es noch die wenigsten, nicht in diese Kiste zu greifen. Was aber für echte Kooperation und Selbstwert aller Menschen zentral wäre. Jeder Mensch kann selber den ersten Schritt machen.

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Unerhört und respektlos (#008)

«Du dumme Sau!». Im Klassenzimmer herrscht Totenstille. Der 2. Klässler Andrin zittert. Die Lehrerin hält inne. Die Gefühle in ihrem Bauch sind grad sehr unangenehm. Die Zeit scheint stillzustehen. In früheren Tagen wäre klar gewesen, wie sie reagiert hätte. Ein lautes «So nicht. Raus! Wir gehen nachher zur Schulleiterin. Und deine Eltern sollen das auch wissen. So etwas geht gar nicht, das muss ich mir nicht bieten lassen.»

Mittlerweile gelingt es der Lehrerin, ihre alten Automatismen zu unterbrechen. Ganz bestimmt und ruhig sagt sie: «Das geht so nicht Andrin, das will ich nicht.» Sie gibt ihm die Möglichkeit, sich wieder zu beruhigen. Er verkriecht sich in der Leseecke. Sie verzichtet auf die Strafpredigt. Sie weiss, dass Andrin weiss, dass das nicht richtig war. Sie stellt ihn weder bloss noch droht sie ihm irgendwelche Strafen an. Sie wird später mit ihm sprechen und wendet sich wieder der Klasse zu.

Beziehungskompetenz bedeutet, nicht hauptsächlich auf der Verhaltensebene zu intervenieren. Vielmehr geht es darum, die Bedürfnisse und Motive dahinter zu erkennen. Wer unerhörtes Verhalten zeigt, muss sich irgendwie auch ungehört vorkommen. Was ist Andrin passiert, dass er eine solche Waffe ziehen musste?

Es scheint so, dass auch in der aktuellen Zeit verschiedene Gruppen mit ihren Argumenten nicht gehört wurden…

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Respekt und Mitgefühl – Los! (#003)

An einem kleinen Beispiel aus dem Pandemiegeschehen können wir bei uns selber feststellen, wie respektvoll man anderen Haltungen und Meinungen begegnen und dabei das Menschliche in den Mittelpunkt stellen kann. Zuweilen gehen ja die Diskussionen zwischen Virenschutz und Massnahmen, sowie Wirtschaft und Menschen weit auseinander. Und werden ziemlich gehässig geführt.

Geht man auf die existenzielle Ebene, welche die Motive und Bedürfnisse von Menschen mitberücksichtigt, können hinter all diesen Positionen Bedürfnisse wie Sicherheit, Freiheit, Autonomie oder auch Nähe und Verbindung festgestellt werden. Werden diese existenziellen Bedürfnisse in Frage gestellt, entsteht beim Einzelnen Angst und somit körperlicher Stress.

Während bei den einen Menschen die Angst vor Ansteckung grassiert, ängstigen sich andere vor Impfschäden. Bei wiederum anderen herrscht die Angst vor wirtschaftlichem Existenzverlust oder man fürchtet sich um die Demokratie oder die persönliche Freiheit.

Ich selber habe vor dem Virus Respekt, mache mir aber um meine Gesundheit keine Sorgen. Mein persönlicher Stress speist sich vielmehr aus der Angst vor Einschränkungen in Bezug auf Freiheit und Autonomie. Diese Angst hat mich in den letzten Monaten immer wieder schnell in Rage gebracht. Man versucht dann, die anderen Positionen (und die Menschen dahinter) zu bekämpfen, sie abzuwerten und lächerlich zu machen.

Mein Blickwinkel verengte sich, ich verlor das Interesse für die anderen Meinungen. Mittlerweile gelingt es mir ziemlich gut, den verschiedenen Positionen und den Menschen, die sie vertreten, Mitgefühl entgegen zu bringen. Im Wissen darum, dass alle unsere menschlichen Bedürfnisse wichtig sind und die einzelnen Vertreter*innen lediglich Aspekte davon repräsentieren.

Einerseits hilft mir das, das ganze Spektrum an Informationen vergleichen zu können und mir eine gute eigene Meinung zu machen. Zudem entwickle ich selber weniger Stresshormone in meinem Körper. Zusammen mit dem Mitgefühl stärkt das auch mein Immunsystem.

Zielbezogen für die Pandemie zum Beispiel bedeutet dies, dass sämtliche Vorgehensweisen und Regelungen unter dem Aspekt aller Bedürfnisse angeschaut und betrachtet werden. Das erhöht die Chance, dass alle Menschen freiwillig und engagiert kooperieren. Widerstand ist ein Indikator dafür, dass diesbezüglich noch Baustellen sind.

Das gilt nicht nur für Staaten, sondern auch für Organisationen und Teams, Schulklassen und Familien. Es lohnt sich, in Führung und Erziehung stets die menschlichen Bedürfnisse auf dem Radar zu haben. (» Führungstraining)

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Wie der Blog zu seinem Namen kommt – Respekt ist ein mehrdeutiger Begriff, respektlos auch (#002)

Ich war vor einigen Jahren mit meiner Tochter und ihrer Kollegin im Bus unterwegs. Bei einer Haltestelle stieg eine ältere Frau ein. Kaum war sie drin, hat sie die Kinder angeschnauzt, wie respektlos sie seien, ihr nicht gleich einen Platz anzubieten. Heutige Jugend halt. Zuerst waren wir perplex, ich habe die Mädchen angeschaut und sie haben dann den Platz freigemacht. Zuhause gab es dann aber einiges zu diskutieren. Meine Tochter war im Gespräch vertieft und hat die Frau nicht bemerkt. Die Kollegin schon. Diese fand aber, dass die Dame ja noch gut zu Fuss war.

Wie viele andere Begriffe aus Führung und Erziehung hat auch das Wort «Respekt» verschiedene, zum Teil konträre Bedeutungen. Wie ist der Begriff in Ihrem Kopf abgespeichert? Was bedeutet respektvoll? Wann ist jemand für Sie respektlos?

Ist ein Mitarbeitender respektlos, wenn er sich nicht an die Anordnungen des Vorgesetzten hält. Oder ist der Vorgesetzte respektlos, wenn er diesen anschliessend zusammenstaucht?

Damit dies besser unterscheiden werden kann, stelle ich Ihnen zwei Formen von Führung vor:

Im ersten Weg «Führen/Erziehen über Gehorsam» fordert die Führungsperson von Mitarbeitenden oder Schüler*innen Gehorsam ein. Das Wort «kein Respekt» wird hier als Synonym für «gehorcht nicht» gebraucht. Wenn Menschen Widerspruch geben, stellt man sie abwertend als respektlos hin. Respektlos würde dann auch heissen, dass sie «keine Angst» haben. Dass die Manipulation nicht wirkt. Was dann zur Folge hat, dass «respektlos» die Macht ausgespielt wird und man allenfalls Schein-Kooperation erhält. Dieses System scheint mir nicht geeignet, andere Menschen zu respektvollen Verhalten zu erziehen.

Im zweiten Weg «Führen/Erziehen über Beziehung» lebt die Führungsperson Respekt vor, indem sie die eigenen Grenzen und auch die Grenzen des Gegenübers respektiert. Sie bleibt auch in schwierigen Situationen respektvoll und empathisch gegenüber anderen Menschen und kann somit in Beziehung bleiben. Sie hält Widerstand aus und bleibt dran. So erhält sie Einfluss, ohne dass sie ihre Macht ausspielen muss. In einem solchen Umfeld kooperieren Menschen gerne. Dieses System scheint mir geeignet, anderen Menschen selber respektvolles Verhalten zu lernen.

Ich lade Sie ein, in nächster Zeit sich und andere beim Verwenden des Respekt-Begriffes zu beobachten …

Der erste Weg ist in unserer Gesellschaft und in unseren eigenen Zellen ziemlich präsent. Der zweite Weg ist eigentlich das, was uns Menschen als Beziehungstiere am besten tut. Hinter diesem Weg stehe ich zu 100 Prozent.

Lernen Sie im Führungstraining «Vom Gehorsam zur Verantwortung» immer mehr den zweiten Weg zu gehen. Und sich von der eigenen autoritären Prägung zu lösen. Denn: Beziehungskompetenz ist lernbar.

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Was? Ich soll respektlos sein? (#001)

Letzthin habe ich bei meinen Kolleginnen und Kollegen in der Intervisionsgruppe um Feedback nachgefragt, welche meiner Besonderheiten andere Menschen schätzen und brauchen könnten. Als dann ein Kollege lächelnd meinte, ich sei «respektlos», hat mich das zuerst ziemlich brüskiert. Ich musste erstmals dreimal leer schlucken, bis er sich dann lächelnd meiner «erbarmte». Er meine mit «respektlos», dass ich keinen Respekt habe vor Annahmen und Glaubensätzen, und mich immer radikal wage, hinter die Dinge zu blicken. Diese zu hinterfragen, neu zu denken und auch zu benennen.

Das war die Initialzündung für diesen Blog. Was ich sonst immer im kleinen Kreis mache, möchte ich ab jetzt hier tun, nämlich «respektlos» hinter die Dinge blicken. Und wenn dem Gegenteil «respektvoll» ebenso Platz eingeräumt wird, wird es einen ausgewogenen und inspirierenden Mix geben. » respektlos!-Blog abonnieren

Um seine Aussage zu begründen hat mein Kollege uns dann folgende Aufgabe gestellt: «Verbinde diese neun Punkte – ohne den Stift abzusetzen – mit vier Geraden».

Wenn Sie fertig getüftelt haben, finden Sie die Lösung hier.

Genau dazu regst du mich immer an, meinte er. Diese Aufgabe soll uns aufzeigen, dass wir uns gedachten Einschränkungen bei der Lösung von Problemen unterwerfen. Wir denken, leben und arbeiten innerhalb eines vorgegebenen Rahmens, innerhalb des Systems und sehen daher wortwörtlich «vor lauter Bäumen den Wald» nicht mehr. Du regst mich immer wieder an, einen Schritt ausserhalb des Bestehenden zu machen und über den Tellerrand zu schauen, mich «out of the box» zu begeben.

PS: Das Neun-Punkte-Problem ergibt noch weitere spannende Lösungen, wenn man noch mehr «Out of the Box»-Denken anwendet. Ich werde diese später verraten. Wenn Sie selber Lust zum Weitertüfteln haben, senden Sie mir doch ihren Vorschlag zu: ue@urseisenbart.ch

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