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Störgefühle zur Neuen Autorität – Wer überlegt mit?
Gegenwärtig wird die pädagogische Landschaft in der Schweiz mit der Neuen Autorität „zugepflastert“. Ich finde daran viel Gutes und unterstütze das Bestreben, von Bestrafung, Beschuldigung und Beschämung wegzukommen. Trotzdem höre ich von Menschen im Umfeld (aus Familien, Schule und Beratung) immer wieder Störgefühle, welche ich hier gerne teilen möchte:
– Wer Jesper Juul kennt, weiss, dass entscheidend an guten Beziehungen die entsprechende Haltung der Fachperson und diesen Werten entsprechende Verhaltensweisen stehen. Um diese zu erarbeiten, braucht es viel Auseinandersetzung mit sich und in den Kollegien, um in Stresssituationen nichts ins Autoritäre zurückzufallen. In vielen Schulen und Institutionen wird die Neue Autorität zu oberflächlich eingeführt.
– Immer wenn in Beziehungen „Methoden“ angewendet werden, um etwas zu erreichen, sind wir auf der (zum Autoritären gehörenden) Manipulationsebene. Formen wie Helfernetzwerke oder SIT-INs werden dann, v.a. wenn die Haltung nicht gefestigt ist, schnell als „gewalttätig von oben“ erlebt.
– Auch ist der Vergleich mit Mahatma Gandhi etwas schwierig. Dort ging es um den gewaltlosen Widerstand der Machtlosen gegenüber den Mächtigen. In Schulen und Institutionen ist immer 100% der Macht bei den Erwachsenen (auch wenn sie sich manchmal ohnmächtig fühlen) und nie bei den Kindern und Jugendlichen. Die Verantwortung für die Qualität der Beziehung auch.
Meine These (Die Bilder helfen zum Verstehen):
Gerne würde ich mich mit interessierten Menschen zum Austausch an der Schnittstelle treffen. Wer von Seite Neue Autorität oder aus dem Ansatz Jesper Juul / Veto-Prinzip wäre an einem Austausch interessiert?
Mir geht es darum, die verbindenden Aspekte zu schärfen und Vorurteile und Störgefühle auch gegenseitig auszutauschen. Das Verbindende zu finden, um alle Lebenswelten für Kinder und Jugendliche authentischer und gleichwürdiger zu gestalten?
Hier geht es zu einem 2-stündigen ONLINE-Austausch für interessierte Fachpersonen.
Workshops „Führen und Erziehen über Beziehung: 1 Tag ONLINE / 2 Tage in St. Gallen
Einführung ins Veto-Prinzip: Kurz-Workshop von Maike Plath in Zürich.
Waren Sie bis jetzt vom Wort Veto oder Veto-Prinzip® abgeschreckt? Das kann ich gut verstehen. Wo kämen wir hin, wenn alle nur noch Veto machen? Oder finden Sie die Idee dahinter und die Möglichkeiten gut und inspirierend? In Wahrheit geht es natürlich nicht um das Veto, sondern um die Lust. Herauszufinden, was man wirklich will. In allen Facetten unseres Lebens.
Hier habe ich für Sie zusammengetragen, was mich am Veto-Prinzip und an der Veto-Weiterbildung fasziniert und warum das aus meiner Sicht echt etwas Neues ist. Als Organisator in der Schweiz habe ich jetzt zwei Durchgänge hautnah miterlebt und bin von Inhalt und Vorgehen sehr überzeugt. Hier meine 10 Punkte:
1 Etwas echt anderes / Gesundheit und Resilienz
Sie machen diese Weiterbildung für sich selber. Den Selbstwert und die Integrität stärken, beziehungsweise den Veto-Muskel für Gesundheit und Resilienz. Es geht also um das Erleben im Innen und nicht um die Karriere im Aussen. Die Fokussierung auf die eigene Integrität und die Integrität der anderen Menschen ist einzigartig und in dieser Form radikal. Durch dieses innere Reset während der Module verändert sich der Auftritt im Aussen. Die Teilnehmenden werden authentischer, klarer und durchsetzungsstärker.
2 Keine Zielgruppe / Der Mensch im Fokus
Egal mit welchem Ziel man die Weiterbildung macht: Der Fokus auf die eigene Person und die eigene Haltung ist die Ausgangslage. Daraus entstehen dann die Handlungsmöglichkeiten für den beruflichen Alltag mit kleinen und grossen Menschen. Ob Kindergärtnerin oder Geschäftsleiter, Gruppenleiter oder CEO. Die Weiterbildung verändert dein Auftreten in der Welt.
3 Kein Müssen / Das Veto-Recht
Niemand muss irgendetwas machen, was er nicht möchte. Und ich erlebe, dass sich der Satz bestätigt, dass «nur echt kooperieren kann, wer auch die Möglichkeit zum Nein-Sagen hat». Jede Person darf so sein, wie sie ist. Niemand muss sich verstellen. Ein echtes Veto löst in der Gruppe Freude aus, weil es zeigt, dass jemand Verantwortung für sich übernimmt. Es braucht keine Schein-Kooperation mit der Leitung und oder der Gruppe und keine Rechtfertigungen. Wegen des Vetos fällt niemand raus. Und trotzdem und vielleicht genau deshalb sind und bleiben Effizienz und Produktivität während der Kurstage hoch.
4 Keine Angst mehr vor dem NEIN / Die Veto-Kompetenz steigt
Durch die Auseinandersetzung und dem Experimentieren mit dem NEIN steigt die Fähigkeit, locker und entspannt zu bleiben, wenn seitens Mitarbeitenden oder Schülerinnen und Schüler Widerstand kommt. Statt selber in die Not zu kommen und auf autoritäre «Hilfsmittel» wie Belohnen, Bestrafen, Angst machen usw. zurückzugreifen, lernen die Teilnehmenden verschiedenste Möglichkeiten, wie man Mitarbeitende oder Schülerinnen und Schüler, die abgehängt haben, wieder erreichen und zur Kooperation ermutigen kann.
5 Keine Rollenspiele / Das Status-Reset-Verfahren
Um Gelerntes auch im Alltag anwenden zu können, braucht es zusätzlich zum Verstand auch die Integration von Körper und Gefühlen. Und das geht schlussendlich nur über «Rollenspiele». Diese sind zu 100 Prozent selbstgesteuert und finden ohne fremdes Publikum statt. Hier musste ich ganz oft schmunzeln, denn zum Schluss – weil niemand spielen muss – tun sie es dann alle von sich aus. Das sogenannte Status-Reset-Verfahren ist ein unglaublich wirkungsvolles Intervisionstool, um neue Handlungsweisen für den Alltag vorzubereiten. Von Modul zu Modul verändern die Teilnehmenden so ihre Wirklichkeit und ihr Erleben.
6 Kein Statusgefälle / Gelebte Augenhöhe
Auch wenn mit Maike Plath «die Expertin und die Gründerin» im Saal ist und zu Beginn die Prozesse anleitet: Die Kommunikation und die methodischen Settings zeigen modellhaft vor, wie auch in verschiedenen Rollen auf Augenhöhe gelernt und zusammengearbeitet werden kann. Die Teilnehmenden erleben einen modellhaften sicheren Raum mit grossem Respekt voreinander. Und weil sie das im Alltag oft vermissen, kommt man immer wieder gerne zusammen und vernetzt sich auch nach der Weiterbildung.
7 Keine Powerpoint-Folien / Das Lernen geht übers Erfahren
Gearbeitet wird immer nach dem Dreischritt: Ziel, Erfahrung und Reflexion. Das geniale daran ist, dass in den Erfahrungsspielräumen erwünschte (und unerwünschte) Wirkungen jederzeit sofort spürbar und veränderbar werden. Man gelangt so immer wieder in die Zukunft, erfährt wie sich das neu aufgebaute Verhalten anfühlt und wirkt. Die theoretischen Inhalte sind in sogenannten Mischpulten ausgelegt, was bedeutet, dass das benötigte Wissen jederzeit im Raum für alle sichtbar und abrufbar ist. Das berücksichtigt auch das unterschiedliche Vorwissen und die verschiedenen Lerntypen.
8 Keine Aufträge abarbeiten / Dein «Ich-will» im Fokus
Alle Aufträge sind jederzeit Möglichkeiten und Vorgehensvorschläge. Die Gruppen wählen selber ihr Ziel und ihren Weg. Jede Person holt sich das, was sie aktuell will und brauchen kann. Selbstbestimmt führen und selbstbestimmt folgen, das typische «Schülerverhalten», was auch Erwachsene immer wieder zeigen, wird so ziemlich schnell abgelegt.
9 Kein Drehen im Kreis / Echte Veränderung und hin zu echter Verbindung
Um gut zu führen werden die beiden Kernkompetenzen von Beziehungsorientierung gestärkt. Das ist einerseits die Empathie, um Nähe, Verbindung und Kooperation zu schaffen. Zusätzlich braucht es aber auch die Kompetenz der guten Abgrenzung. Hier geht es darum Distanz zu senden und dies auch auszuhalten. Durch die schrittweise Erweiterung der Statuskomfortzone, wird es uns möglich, Situationen und Beziehungen neu zu gestalten. Unbewusste Verhaltensweisen und Muster ablegen und sich neu in der Welt bewegen.
10 Das Innen stärkt das Aussen / Vetokompetenz als Turbo für New Work
Menschen, die das Veto-Prinzip verinnerlicht haben, sind super parat für sämtliche Formen von Soziokratie, agiler Führung und Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Sie sind sozusagen für «Hierarchiefrei ist besser» ausgebildet und werden in schwierigen Situationen und unter Stress weniger schnell in «die in uns allen noch vorhandenen» autoritären Muster zurückfallen. Wer sich also mit modernen agilen Unternehmensformen beschäftigt, findet im Veto-Prinzip® einen Fundus von Ideen für den inneren und äusseren Wandel.
Alles in allem finde ich, dass das Veto-Prizip etwas Magisches auslöst. Durch die Möglichkeit des Neins entsteht ein viel stärkeres Ja. Und lässt Menschen sichtbar ent-spannen.
St. Gallen im September 2024 – Urs Eisenbart
Interessiert am Veto-Prinzip®? Hier geht es direkt zum Veto-Institut und zur Weiterbildung.
Oder zum Kurz-Workshop von Maike Plath in Zürich.
„Geh mir weg mit deiner Lösung, sie ist der Tod für mein Problem.
Was Annett Louisan in ihrem Lied treffend beschreibt, ist eine von verschiedenen Aussagen, wie man über den Umgang mit «Problemen» nachdenken kann. Es ist darum gar nicht immer so klar, was hinter «Problemen» steckt und ob man solche auch lösen oder weghaben will. In meinen systemischen Ausbildungen habe ich viel zu diesem spannenden Thema gelernt. Ich hoffe, die folgenden Gedanken inspirieren Sie und regen zu Diskussionen an. Oder ermuntern Sie, bei Problemen zu etwas mehr Gelassenheit und Schmunzeln. Dies ist sowohl gesund wie nützlich. Denn in einer solchen Stimmung entstehen meist auch die besseren Problemlösungen.
Ein Problem wird immer hergestellt
Ein Sachverhalt wird erst dann zu einem Problem, wenn jemand diesen dazu macht. Mein Freund kann jedes Mal zu spät zu einer Verabredung kommen. Wenn ich das nicht problematisiere, ist das lediglich ein Fakt. Wenn ein Schüler zu spät zum Unterricht kommt, wird wohl in den wenigsten Fällen daraus kein Problem gemacht.
Es ist nicht immer klar, wer (welches) Problem besitzt
Im Falle des Schülers müsste sich wohl die Lehrperson zuerst als Problembesitzerin der Unpünktlichkeit zu erkennen geben. Vielleicht löst der Junge so sein eigenes Problem, dass er den Schulweg spannender findet als die Mathelektion. Oder ein zweites Beispiel: Das Schwatzen im Unterricht ist für die Lehrperson lästig, dafür wird das Kontaktbedürfnis der Kinder befriedigt. Systemische Lösungssuche würde heissen: Wie könnte ich das Kontaktbedürfnis der Schülerinnen und Schüler besser stillen, so dass mein Problem des Schwatzens verschwinden würde. Die Frage: «Wer hat das Problem/Wer hat welches Problem?» ist auf jeden Fall in vielen Beratungssituationen mit an Bord.
Probleme verschwinden, wenn sie nicht aktiv aufrecht erhalten, bzw. bewirtschaftet werden
Politische Parteien leben davon, gewisse Probleme zu bewirtschaften. Darum ist die Frage, «Wem nützt es?» auch beim Umgang mit Problemen immer nützlich. Wenn ein Ehepaar immer wieder über die Nachbarn lästert, stärkt es so den eigenen Zusammenhalt. Problembewirtschaftung hilft also, Ehen zu kitten oder sich an der Macht zu halten.
Die Angst vor Problemen ist manchmal grösser als das Problem selbst
Das erklärt zum Beispiel, warum die so deklarierte Ausländerproblematik auf dem Land viel grösser ist wie in der Grossstadt. Oder Menschen zu Hamsterkäufen veranlasst. Menschen Angst zu machen ist bei der Problembewirtschaftung eine bewährte Methode. Auf individueller Ebene sieht man diese Unterschiede auch. Ein Vater kann das Verhalten seiner Tochter als noch ok sehen, während seine Frau darin schon ein „Problem“ erkennt.
Jeder Mensch hat jederzeit die Gelegenheit, Probleme zu kreieren
Natürlich kann es im Beispiel oben auch umgekehrt sein. Der Vater erkennt ein Problem und die Mutter nicht. Und sie können jetzt auch meine Befürchtung sehen, dass Leserinnen und Leser unter ihnen das Gebrauchen von Stereotypen als Problem deklarieren könnten. Während andere noch nicht mal bemerken oder auch wenn sie es sehen, mir noch keinen Strick drehen, bzw. aus meinem Text ein Problem herstellen. Vielleicht auch deshalb, weil man nicht immer Zeit dafür hat, Probleme herzustellen.
Aktuelle Probleme waren vorher Lösungen
Ob das der Verbrennungsmotor ist oder die Atomkraft. Bahnlinien und Autobahnen entlang von Seeufern, Quecksilberfüllungen in Zähnen oder vielleicht das Wahlsystem in den USA: Viele der heutigen Probleme waren im Laufe der Evolution zuerst Lösungen, also ein Gewinn. Das kann man auch auf der Persönlichkeitsebene sehen: Viele der Kindheitsmuster, die wir heute in Therapien bearbeiten, haben uns früher das Überleben gesichert.
Individuelle Probleme erfordern individuelle Lösungen
Ich habe eine hohe Achtung vor Systemen. Ob das Staaten, Gruppen oder Einzelpersonen sind. Alle entwickeln Muster und Abläufe, die meist unbewusst entstehen, aber wirken. Und so versuchen, die Systeme in Balance zu erhalten. Egal welche «Probleme» meine Kunden in die Beratung mitbringen, auch dafür zolle ich Achtung. Man kann auch immer davon ausgehen, dass alle Menschen, die Beratung in Anspruch nehmen, zuvor verschiedenste Lösungsversuche unternommen haben. Und da ich nie weiss, was die individuelle Wahrheit ist, sammle ich gerne mit meinen Klientinnen und Klienten «Ideen». Und hüte mich vor Rat-Schlägen. Damit jede Person ihre individuellen Lösungswege verfolgen kann.
Probleme als Tatsachen zu sehen, macht handlungsfähig
Hier hilft die letzte Aussage: Macht man Probleme zu Tatsachen, kommt man vom „Lästern“ in mögliche Handlungen und übernimmt Verantwortung. Bewegung kann entstehen – von der Problemtrance und Schuldzuweisung in die Lösungswelt.
Welche Aussage hat Ihren Horizont erweitert? Gerne arbeite ich zusammen mit Ihnen an ihren „Problemen“, als Sparringpartner auf Augenhöhe.
Dagegen oder Für etwas?
Im Coaching letzte Woche ist wieder einmal ein Thema aufgetaucht, welches mich immer wieder fasziniert und mich selber zum Reflektieren angeregt hat: Eine gestandene Fachperson musste für sich feststellen, dass sie sich mit einer charismatischen «Ausbildnerin» von früher (über 20 Jahre) immer noch stärker verbunden fühlte als gedacht. Sie konnte hinter gewissen Eigenschaften nicht stehen und hat sich dazumal in eine ANTI-Haltung gebracht. Leider brachte sie dies, wie sie feststellen musste, nicht in die Freiheit.
Wer eine Gegen-Position einnimmt, ist in der Regel immer noch stark mit der eigentlichen Position verbunden. Man kämpft, ist «anti» und trotzdem löst man sich so nicht vom „Gegenüber“. Man ist weiterhin mit dem bekämpften Pol verbunden, so meine Meinung, und stärkt diesen wohl zusätzlich noch. Hier einige Beispiele:
Wer etwas Neues in die Welt bringen will, darf nicht «gegen» etwas sein, sondern muss «für» etwas einstehen. Es ist nützlich, vom «Alten» die Energie wegzunehmen und die Energie in das «Neue» zu stecken. Bildhaft gesprochen würde das heissen: Ich schaue in jene Richtung, wo mein Ziel ist, anstatt immer auf das zu starren, was ich nicht möchte. Sozusagen bewusst mental und körperlich die Blickrichtung ändern.
Statt: Da bin ich dagegen. Das ist schlecht. So will ich nicht werden:
Besser: Dafür stehe ich ein! Das möchte ich in die Welt bringen! Darauf verwende ich Energie!
Und das Gewesene (oder Alte oder Andere) schätzen und dankbar verabschieden. Denn alles, was man heute als Problem sieht, war früher einmal eine Lösung. Siehe dazu diesen Blogbeitrag.
Als schöne Übung auf der Körperebene könnte folgender Impuls helfen:
Strecke beide Arme leicht nach vorne aus, Handflächen nach oben.
Und jetzt bewege die Arme abwechselnd mit Schwung von vorne nach oben und nach hinten.
Über die Schulter. Schwupps!
Rechts und links im Wechsel.
Und rechts. Schwupps!
Und links. Schwupps!
Schulterwurf.
Lass den Stress hinter dir!
Lass den Ärger hinter dir!
Schwupps, über die Schulter!
Quelle: Croos-Müller, Claudia: «Ich schaf(f) das – Leichte Körperübungen für mehr Lebenspower» aus dem Kösel Verlag:
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